Eulenhilfe Vorarlberg – Nistkastenprojekt
Die Eulen sind für viele Menschen das Symbol der Weisheit. Die nächtliche Lebensweise und der beinahe lautlose Flügelschlag umgeben sie mit einer Aura des Faszinierenden und Geheimnisvollen. In der Vergangenheit schuf dies aber auch Raum für abergläubische Mythen über Todesboten und Hexenvögel. Auch wenn dem heute niemand mehr Glauben schenkt, ist das Überleben der Eulen noch immer durch den Menschen bedroht.
Es gibt bei uns in Vorarlberg sieben heimische Nachtgreifvögel. Von der größten bis zur kleinsten sind dies: Uhu, Waldkauz, Waldohreule, Schleiereule, Raufußkauz, Steinkauz und Sperlingskauz. Alle Eulen stehen in Österreich unter Schutz. Während Uhu und Waldkauz bei uns im Ländle weit verbreitet sind, sind andere Arten vom Aussterben bedroht oder waren schon ganz verschwunden.
Speziell Forstleute, Waldarbeiter und Landwirte könnten das Leben der Eulen erleichtern und das Überleben der faszinierenden Wald- und Riedbewohner sichern.
Mitte der 70er Jahre ist der Steinkauz in Vorarlberg ausgestorben.
Vor 20 Jahren hat Gerhard Grätzner aus Bregenz mit viel Herzblut begonnen den Steinkauz bei uns wieder anzusiedeln. Er hat seither über 20 Nistkästen gebaut und geeignete Plätze gesucht, um speziell dem kleinen Kauz die Möglichkeit zu geben, sich bei uns im unteren Rheintal wieder heimisch zu fühlen.
Dasselbe gilt auch für die scheue und gefährdete Schleiereule. Der sehr engagierte Hohenemser Eulenliebhaber Mathias Mathis hat schon etliche Nistkästen gebaut und platziert. Wir haben in Vorarlberg leider nur noch eine Handvoll brütender Paare, da auch für diesen Nachtgreif die Möglichkeit von Nistplätzen immer weniger wird. Die Scheunen und Ställe werden komplett dichtgemacht und die heutigen Maschinen und Kräne vertreiben die scheuen Tiere, die untertags Ruhe und Schlaf brauchen, um in der Dämmerung und nachts auf die Jagd zu gehen.
Früher waren bei den Scheunen der Bauern spezielle Einfluglöcher für die Eulen. Die Schleiereule ernährt sich fast ausschließlich von Wühl-, Spitz- und Feldmäusen. Speziell während der Aufzucht der Jungen vertilgen sie ca. 3000 Mäuse. Bei geschlossener Schneedecke von etwa 2 Wochen, ohne Zugang in eine Scheune oder Stall, sterben 80-90% der Schleiereulen am Hungertod.
Unser Ziel ist es vorerst, flächendeckend vom Raum Feldkirch, Kummenberg, im Ried zwischen Hohenems und Dornbirn bis zum Rohrspitz am Bodensee (Fußach, Höchst, Gaißau) Nistkästen aufzuhängen. Um von derzeit 5 nachgewiesenen Steinkauzpaaren auf 20-30 Paare in Vorarlberg für die Arterhaltung zu kämpfen. Dasselbe gilt auch für die wenigen Schleiereulenpaare im Ländle. Es wäre wunderbar, wie früher, bis zu 50 Paare in Vorarlberg zu zählen. Dafür würden wir gerne in den nächsten Jahren die Nistkästen von derzeit ca. 30 Stück auf bis zu 100 erhöhen.
Bestand Schweiz | Bestand Deutschland | Bestand Österreich | ||||
Uhu | 80 – 100 | – | 1100 | + | 400 | + |
Habichtskauz | 0 | 5 – 6 | 0 – 5 | |||
Waldkauz | 5000 – 6000 | o | 50 000 – 70 000 | o | 9000 – 16 000 | o |
Sumpfohreule | 0 | 50 – 140 | – | 0 – 15 | o | |
Waldohreule | 2500 – 3000 | – | 25 000 – 40 000 | – | 2000 – 5000 | o |
Schleiereule | 1000 – 2500 | + | 10 000 – 12 000 | + | 20 – 40 | – |
Rauhfußkauz | 2000 – 3000 | + | 1900 – 2900 | + | 1100 – 2200 | o |
Steinkauz | 60 – 70 | – | 7000 – 7500 | + | 70 – 100 | – |
Zwergohreule | 5 – 10 | o | 0 – 5 | + | 40 – 60 | o |
Sperlingskauz | 800 – 1200 | o | 2000 | + | 2000 – 3500 | o |
Ebenfalls möchten wir für die stark rückläufigen Waldohreulen was tun und brauchen auch hier Nistschalen oder offene Nistkästen. Wir benötigen hier ebenfalls Grundeigentümer und Bauern, die uns erlauben Nistplätze auf geeigneten großen Bäumen einzurichten.
Der Raufußkauz und Sperlingskauz in unseren Wäldern ist regional leider auch schon gefährdet. Dicke abgestorbene Bäume werden vom Forst oft gleich entfernt. Dabei sind diese alten Bäume mit den Spechthöhlen als Nistplatz über-lebensnotwendig.
Gefährdet sind die Nachtgreifvögel nicht nur durch die fehlenden Nistmöglichkeiten, den Straßenverkehr und Stromleitungen. Leider gibt es immer noch eine große Verletzungsgefahr durch Zäune z.B. aus Stacheldraht. Wenn diese durch Holzzäune ersetzt werden könnten, würde sogleich eine gute Ansitzmöglichkeit für die Eule auf der Jagd nach Beute entstehen.
Generell wäre die Artenvielfalt wesentlich größer, wenn am Rande von Wiesen und Feldern Naturhecken mit einheimischen Sträuchern Platz hätten. In den letzten 30 Jahren ist die Vogel- und Insektenwelt und somit die Artenvielfalt um bis zu 80% geschrumpft.
Ein großes Dankeschön geht vor allem an die Landwirte und Riedstallbesitzer, bei denen wir schon Nistkästen aufhängen durften und diese dort auch betreuen können. (Die Nistkästen werden einmal im Jahr „ausgemistet“)
Danke auch an die Bezirkshauptmannschaften des Landes, Abt. Umweltschutz für die Hilfe, Kooperation und gute Zusammenarbeit.
Für unser Eulen-Nistkasten-Projekt suchen wir Gleichgesinnte! Wer hat Interesse mit uns geeignete Nistplätze zu suchen? Zu fragen ob wir einen Kasten aufhängen dürfen und diesen mit uns betreuen würden? Auch Sponsoren für Nistkästen sind gerne willkommen!
Weitere Infos oder Antworten auf Fragen bekommt ihr gerne per Email: info@eulen.help